Die Filpe-Saga

Eine Theorie über die ursprüngliche Herkunft der Familie Filpe aus dem Süden Englands, stützt sich u.a. auf das Heiratsdatum des John Filpe vom 7. Oktober 1609 im englischen All Cannings in der Grafschaft Wiltshire. Es handelt sich aber ausdrücklich um eine Theorie über die Einwanderung der Familie Filpe nach Ost-Schlesien im Dreißigjährigen Krieg, die noch nicht urkundlich belegt werden konnte und eher unwahrscheinlich ist. Allerdings läuft derzeit (seit Oktober 2013) ein Gentest bei der schweizer Firma IGENEA, der die genetische Herkunft meiner Familie Filpe über die Vaterlinie zurück bis ca. 800 v.Chr. bis 800 n.Chr. nachweisen wird. Als historisches Volk werden nun die Kelten angeführt.

Es haben sich in verschiedenen europäischen Gebieten Abwandlungen des Namen „Phillippus“ (philos=Freund und Hippus=Pferd) unabhängig voneinander entwickelt, jedoch ist das Vorkommen in England in seiner Schreibweise PHILPE und FILPE sehr interessant. In den weidenauer Kirchenbüchern ab 1591 entdeckt man unseren Familiennamen auch in der Schreibweise PHILPE. Daher rührt der Ansatz der Theorie einer Einwanderung aus England. Zudem wird ein englischer JOHN FILPE im deutschsprachigen Raum schnell ein JOHANN FILPE, wie er in einigen Stammbäumen auch vorkommt.

Das Vorkommen der Familien Filpe oder Philpe liegt in den südenglischen Grafschaften Cornwall, Devon und Torbay. Hiervon zeugen Tauf-, Heirats- und Sterbeeintragungen in den Kirchenbüchern ab ca. 1580.

Hier finden Sie eine Übersicht der Orte und Daten

Da die Südküste Englands auch Wiege der großen Entdecker und Forschungsreisen zur See im 16. Jahrhundert war, ist es nicht verwunderlich, dass auch ein Filpe, nämlich John Filpe, in den Aufzeichungen des legendären Seefahrers John Davis (1550-1605) als Teilnehmer einer Expedition zur Entdeckung der Nordwestpassage von 1586. John Filpe wird hier als Mannschaftsmitglied und später auch rühmlich erwähnt, da er bei der Verteidigung des großen Segelschiffes "North Star" einen angreifenden Ureinwohner mit Pfeil und Bogen erschoß.

Hier finden Sie das Schiffslogbuch in meiner deutscher Übersetzung

Hier finden Sie den Originaltext der E-book Library Adelaide (Australien)

Königreich England im Jahre des Herrn 1609. Wir schreiben den 7. Oktober in der Grafschaft Wiltshire, im kleinen Ort All Cannings. Der um 1582 in diesem Ort geborene John Filpe heiratet heute die am 1.Februar 1582 ebenfalls dort geborene Margaret Hisockes.

Damit sie vor dem englischen Recht Mann und Frau sein können, müssen sie die Trauung zuerst vor der anglikanischen Staatskirche schließen. Seit die Reformation 1536 die alte katholische Kirche All Cannings´ in das Eigentum der anglikanischen Kirche überführte und die Priester nicht mehr den Katholizismus predigen dürfen, sind die treuen Katholiken gezwungen ihren Glauben im Geheimen auszuüben. John und Margaret werden daher nur zwei Tage später am 9.Oktober 1609 auf Tan Hill, dem höchsten Hügel um All Cannings in einer geheimen Zeremonie nach katholischem Recht das Ehegelöbnis vor Gott ablegen. Doch die heutige Kirchenzeremonie findet in der St.-Anne-Kirche statt, die bereits seit dem 13.Jahrhundert existiert und noch normannische Bauelemente aufweist.

An der geheimen katholischen Hochzeitszeremonie auf Tan Hill, dem höchsten Hügel von All Cannings, kann Margarets Vater, Richard Hisockes, der 1556 auch in All Cannings geboren wurde, nicht mehr teilnehmen, da er bereits am 1.Dezember 1586 verstarb. Richards Vater wurde um 1534 und seine Mutter um 1536 in der Schweiz, genauer in Diemtigen bei Bern, geboren, wo sie auch 1554 heirateten. Nach ihrer Heirat müssen sie noch vor 1556 ausgewandert sein, da ihr Sohn Richard bereits in England geboren wurde. In All Cannings leben auch noch die Eltern John Filpes, der um 1558 geborene Richard Filpe und seine Ehefrau Agnes. Johns jüngere Schwester, Marye Filpe, wurde 1583 geboren und heiratet ein Jahr vor ihrem Bruder am 18.November 1608 hier in All Cannings Wiliam Swanborowe, der am 15.Juni 1572 geboren wurde. Auch William, der erst einige Monate alte Sohn von Marye und Wiliam Swanborowe ist mit auf der Hochzeitsfeier.

Die geheime katholische Hochzeitszeremonie in den Hügeln All Cannings hielt man streng geheim vor den Anhängern der anglikanischen Kirche im engsten Kreise der Familie ab, denn es waren schwere Zeiten für die katholischen Familien Filpe und Hisockes. Margarets Großvater hält stellvertretend für seinen leider schon früh verstorbenen Sohn eine Ansprache, die das junge Paar an den schweren Weg der katholischen Familie Hisockes erinnern soll. Er berichtete, wie in seiner Heimat der Schweiz bereits seit 1519 die Reformationswelle aus Deutschland herübertrat und seit 1536 durch Johann Calvin von Genf ausgehend eine neue radikale protestantische Richtung etablierte: Der Calvinismus. Man lebte in den Wirren der Reformation, doch den Glauben an den Katholizismus verlor er nicht. Das europäische Festland war bereits nahezu komplett von Rom abgerückt und lebte die Lehre der Reformation, als man 1547 erfuhr, daß der englische König Heinrich der VIII. Verstorben war und die englische Reformation eine jähe Wende nahm. Die englische Reformation war von Beginn an eher eine politische als eine theologische Bewegung. Erster Anlaß war die Weigerung des Papstes, Heinrich VIII. Die ohne Söhne gebliebene Ehe mit Katharina von Aragonien zu annullieren. Um Anna Boleyn heiraten zu können, ließ er seine erste Ehe 1533 durch den Erzbischof von Canterbury für nichtig erklären. Heinrich VIII. Ließ sich im November 1534 zum Obrhaupt der englischen Kirche erklären, löste die Klöster auf und konfeszierte deren Güter. Nun, nach dem Tod Heinrich VIII. Im Jahre 1547, kam es unter seiner Tochter Maria I. Zu einer Unterbrechung der Reformbewegung. Maria I. Versuchte mit aller Härte den Katholizismus zu restaurieren und veranlaßte die Gläubigen Hisockes etwa 1555 aus der Schweiz auszuwandern, um dem Katholischen Glauben in England neues Leben einzuhauchen und eine feste Insel der Katholiken zu errichten. Ausschlaggebend war, daß Frau Hisockes schwanger war und ihr gemeinsames Kind nicht in der protestantischen Schweiz aufwachsen sollte. Getrieben von dieser Vorstellung, wanderten sie nach England ein, wo sie sich in der Grafschaft Wiltshire im kleinen Ort Allecanynges (heute: All Cannings) niederließen. Sie fühlten sich sicher in den grünen Hügeln, in die der Ort gebettet ist. Jedoch mit dem Tod Maria I. Im Jahre 1558, dem Geburtsjahr des Richard Filpe und zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Richard Hisockes, bestieg Elisabeth I.den englischen Thron und vollendete die von Heinrich VIII. Eingeleitete Kirchenreform. Die meisten Engländer akzeptierten die elizabethanische Religionsgründung vom Jahre 1559, aber es gab Katholiken und Puritaner, die sich nicht unterwarfen. Die Katholiken waren am stärksten im Norden Englands vertreten, daher war das Leben in All Cannings im Süden Englands sehr schwer, weil man unerkannt bleiben mußte, um zu überleben. Die Königin erließ Gesetze, die die Menschen zwingen sollten, der neuen Kirche beizutreten, aber man verfolgte dieses Ziel nicht konsequent genug und so feierten einige Katholiken ihre Messen privat weiter.

Doch die Lage im Land verschärte sich, als 1570 Papst Pius V. Eliabeth I. Exkommunizierte, ihre Untertanen aufrief, sich von ihrem Gehorsam zu lösen und andere Herrscher aufforderte die Königin von England zu stürzen.

Die meisten Katholiken folgten dem Aufruf des Papstes und erhoben sich. Es kam zu Anschlägen auf königliche Einrichtungen usw., doch dieses Verhalten verschlimmerte nur noch die Situation der Katholiken in England, denn man ging nun schärfer gegen sie vor. Hinzu kam, daß Spanien den päpstlichen Standpunkt unterstütze und man von einem Gegenreformations-Kreuzzug der Spanier gegen England ausgehen mußte. Im Jahre 1575 landeten in England sogar Engländer, die auf dem europäischen Festland in Seminaren zu römisch-katholischen Priestern ausgebildet wurden. Die meisten dieser Missionare wollten lediglich die katholischen Familien unterstützen, die durch die Erlasse der englischen Königin benachteiligt wurden, aber die englische Regierung bezichtigte sie natürlich politisch motiviert zu handeln und verfolgte sie scharf.

Maria Stuart, Königin der Schotten, die römisch-katholische Ansprucherhebende auf den englischen Thron, war nun in England und bis zu ihrer Exekution im Jahre 1587, war sie die zentrale Figur der fortwährenden Intrigen gegen Elisabeths Leben und Hoffnung der gläubigen der Katholiken Englands, die sich nicht beugen wollten. Die erste Hinrichtung eines Missionar-Priesters ereignete sich 1577 und während der restlichen Regierungszeit Elisabeth I. Wurden rund 200 Katholiken hingerichtet. Königin Elisabeth I. Behauptete immer, daß sie wegen Verrats verurteilt wurden und nicht wegen ihrer Religion, aber es war schwer, Religion und Politik auseinanderzuhalten. In den gefährlichen Jahren vor der Niederlage der Spanischen Armada im Jahre 1588, ging die englische Regierung noch härter gegen Menschen vor, die fremde Agenten sein könnten. Somit standen die katholischen Priester Auge in Auge mit dem Tod, wenn sie nur im Land blieben. Mit dem Tod Elisabeth I.am 24.03.1603 , hatten nur noch sehr wenige Katholiken diese harte Verfolgung ihrer 45jährigen Regierungszeit überlebt.

Thronfolger war Jakob I., Sohn der hingerichteten schottischen Königin Maria Stuart und Großneffe Elisabeth I. England, Schottland und Irland wurden von nun an zwar in Personalunion regiert, blieben aber eigenständige Königreiche. Die Grenzkonflikte der letzten Jahrzehnte zwischen England und Schottland hörten auf und beide Länder behielten ihr eigenes Parlament, eigene Gesetze und eigenständigen Adel. Hinzu kamen jedoch weiterhin konfessionelle Unterschiede, so trat Jakob I. Als Schotte zur anglikanischen Staatskirche über, denn die Leitung der Kirche durch Bischöfe war für ihn vorteilhaft, da sie ihm eine direkte Einflußnahme ermöglichte. Besonders am 4.November 1605 wurde wieder einmal deutlich, daß ein Großteil der bislang katholischen Bevölkerung Englands auch über 50 Jahre nach der Einführung der anglikanischen Staatskirche, nicht ihrem Glauben abschwor.

An diesem Tag wurden die Hauptbeteiligten des „Gunpowder-Plot“ (Pulververschwörung), einer Verschwörung mit dem Ziel, das Parlaments-gebäude in die Luft zu sprengen und König Jakob I. Zu ermorden, gefaßt. Das Komplott war von Spanien aus in die Wege geleitet worden. Der spanische König Philipp III. Hatte großzügige Geldmittel zur Verfügung gestellt, um die englischen Katholiken zu einem Aufstand gegen die Regierung zu veranlassen.

Nur ein Jahr vor Johns und Margarets Hochzeit beobachten die englischen Katholiken mit Sorge die Vorgänge im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, wo sich am 14.Mai 1608 die protestantischen Reichsstände zur protestantischen Union unter Führung der Kurpfalz zusammenschlossen. Nur drei Monate waren vergangen, seit der römisch-deutsche Kaiser Rudolf II. Den böhmischen Ständen in einem „Majestätsbrief“ die freie Religionsausübung zusicherte. Als Reaktion darauf bildete sich am 10. Juli 1609 die Katholische Liga unter Führung von Herzog Maximilian I. Von Bayern.

Margarets Großvater hielt in seiner Rede inne, der die ganze Familie betroffen lauschte. Ihm standen die Tränen der Erinnerung und der Hoffnung in den Augen. Er rief die jungen Menschen auf, für ihren Glauben die englische „Heimat“ zu verlassen, um wieder als freie Katholiken zu leben. Eine ungewisse Freiheit im weit entfernten Böhmen.

Edward Seymour, der mit der Konfeszierung kircheneigener Ländereien seit 1536 All Cannings besitzt, hat jedoch von der geheimen Hochzeit in den Hügeln erfahren und ließ eigens dafür Soldaten aus London kommen, um die „katholische Verschwörung“ gefangenzunehmen. Gerade vier Jahre nach dem empfindlichen Schießpulveranschlag auf König Jakob I. Galt es katholische Verschwörungen im Keim zu ersticken. Edward Seymour, platzte in diesem Moment mit den Soldaten in die Hochzeitszeremonie. Man hielt die Hochzeitsgesellschaft fest und wollte das frisch vermählte Ehepaar Filpe gefangennehmen, um an ihnen ein abschreckendes Exempel zu statuieren. John hielt die Soldaten von seiner Margaret mit bloßen Händen ab, doch als man aus dem Hinterhalt Margaret erstach und sie leblos zu Boden sank, stand er voll hilfloser Verzweiflung den überzähligen Soldaten gegenüber. Großvater Hisockes rief ihm zu: „Laß unseren Glauben leben! Trage ihn in die Welt zurück, John, sie werden uns nichts tun!“ Die Menschen jubelten auf und erhoben sich gegen die Soldaten. John versuchte sein Möglichstes, doch die Bewaffneten hätten ihn fast wieder ergriffen. Im Chaos der Situation blieb ihm nichts anderes mehr als die Flucht und floh fort von All Cannings den „Tan Hill“ hinunter durch die feuchten, sumpfigen Wiesen und Wälder. Da alle Soldaten mit der aufrührenden Menge zu tun hatten, konnte John seine wenigen Verfolger abhängen. Er kannte sich in der Gegend gut aus und kannte die sicheren Wege durch die Moore.

Edward Seymour wird für den Niederschlag dieses „Katholischen Aufstandes“ von König Jakob I. Zum Duke of Somerset geadelt. John muß die nächsten Jahre auf der Flucht verbringen und hält sich im Süden Englands auf, wo er an der Küste des Ärmelkanals entlang wandert. Als John Ende Mai 1618 erfährt, daß im fernen Böhmen, dem wirtschaftlich stärksten Land Österreichs, ein Glaubenskrieg ausgebrochen ist. Dort rebellierten die böhmischen Stände (überwiegend Protestanten), empört über die Religionspolitik des seit 1617 als König von Böhmen regierenden Ferdinand II. Von Österreich, gegen die Herrschaft der Habsburger. Sie fürchteten eine von Ferdinand angestrebte Rekatholisierung und warfen ihm die Verletzung des „Majestätsbriefes“, der den Ständen Religionsfreiheit sichern sollte, vor. Eine erregte Menschenmenge warf zwei kaiserliche Statthalter am 23.Mai 1618 aus einem Fenster der Prager Burg. (Prager Fenstersturz). Nach diesem ersten revolutionärem Akt übernahmen die protestantischen Stände die Macht in Böhmen.

Nach dem Tod von Kaiser Matthias im März 1619 gelang es Ferdinand jedoch im August 1619 , sich von den Kurfürsten zum römisch-deutschen Kaiser wählen zu lassen. Der Führer der protestantischen Union, Kurfürst Friedrich V. Von der Pfalz, wurde zum König von Böhmen gewählt. Gegen ihn verbündete sich Ferdinand mit dem Herzog Maximilian von Bayern, dem Haupt der katholischen Liga. Wahrscheinlich erfuhr John Filpe in einem englischen Hafen von einem Werbungsoffizier, der im Auftrag des Söldnerführers Ernst Graf von Mansfeld Söldner für den Kampf in Böhmen anwirbt. Für John ist die Chance aus der englischen Verfolgung zu entkommen und für seinen Glauben in Böhmen einzutreten. Während seine Mitsöldner in der Regel nur des Soldes wegen, der in Form von Geld und Beute bei Plünderungen gezahlt wurde, nach Böhmen gingen, hatte John eher ideale Ziele: Die Zerschlagung des Protestantismus, dem seine geliebte Ehefrau Margaret zum Opfer fiel, sowie Schutz und Verbreitung des katholischen Glaubens. Als Söldner wird er in bunt gehaltener Kleidung eingekleidet und entsprechend dem Kriegshandwerk zweckmäßig: Gutes Schuhwerk, großer Mantel und breitkrempiger Schlapphut zum Schutz gegen Kälte und Regen. Die Oberbekleidung war meist aus Leder.

Am 8.November 1620 kommt es zur Schlacht am Weißen Berg vor Prag, in der John Filpe wohl im Heer des Kaiser Ferdinand II. Mitkämpfte und die aufständischen Böhmen vernichtend schlug. Weil König Friedrich V. Von Böhmen - auf Grund der Bevorzugung der Calvinisten - in Böhmen Differenzen mit den Ständen hatte, befand er sich in einer isolierten Position, als im Herbst 1620 die Truppen der katholischen Liga und des Kaisers Ferdinand II. Auf Prag vorrückten. In kaum zwei Stunden konnten die katholischen Truppen das böhmische Heer am 8.November 1620 geschlagen werden. Der böhmische Widerstand brach zusammen, die ständische Regierung wurde aufgelöst und der „Winterkönig“ Friedrich V. Floh in die Niederlande.

Am 21.Juni 1621 läßt der Kaiser in Prag ein großes Strafgericht abhalten: Bei der „Altstädtischen Exekution 27 böhmischer Herren“ werden die Anführer des Aufstands hingerichtet, andere Beteiligte werden verbannt und ihr Besitz an landfremde Adlige verteilt, die nun die herrscherabhängige katholische Oberschicht Böhmens bilden. Das Land wird gewaltsam rekatholisiert.

John blieb entweder als Verwundeter zurück in Böhmen oder setzte sich gezielt von den plündernd umherziehenden Söldnerheeren ab und begab sich auf eine Wanderschaft unbekannter Dauer, die ihn zuletzt ins Weidenauer Ländchen führte. Hier fühlte er sich in seine englische Heimat versetzt, da ihn die Landschaft zwischen Reichensteiner- und Altvatergebirge so sehr an die hügeligen Weiten von Wiltshire erinnerten. Er folgte dem Flüßchen „Weidenauer Wasser“ und kam so nach Jungferndorf. Hier nahm man „die vergessenen des Krieges“ freundlich auf, denn ihnen verdankte man den Sieg über die Protestanten und die Rückführung auf den „alten Weg“ der böhmischen Ahnen. Schnell kündeten die Kinder des 30-Bauernstellen-Dorfes um das alte Rittergut von der Ankunft des fremden Wanderers, dem die zerlumpte Kleidung der Söldner als Kriegsteilnehmer verriet. Auf der Wanderschaft und schon während der Zeit im Söldnerheer lernte John die deutsche Sprache sehr gut und nur noch ein schwacher Akzent ließ auf seine englische Herkunft schließen. John stellte sich auf eine Nacht in einer gastfreundlichen Scheune eines Bauern ein, doch der Gutsherr von Jungferndorf erfuhr von dem interessanten Fremden und ließ ihn als Gast auf das Herrenhaus laden, da ihn die berichte von den Schlachten und dem Kriegsgeschehen brennend interessierte. John nahm überrascht die Einladung an und fühlte sich geehrt, den Herrn an seinem Lebenswandel teilhabenzulassen. Im Gegenzug erfuhr John auch einiges über die Geschichte Jungferndorfs, das erstmals in der Vogteiurkunde von Weidenau im Jahre 1268 genannt wird. Es wurde dem Vogt Rüdiger Heldore zu seiner Ausstattung unter vielem anderen auch das „Gut Cobila“ zugewiesen, welches ein Allodial- oder Rittergut war. Die „liber fundationis“, die Beschreibung der Bischofsdörfer, aus dem Jahre 1300 weist „Kobula“, auch „Kerbuka“ genannt als einen Ort mit 30 Bauerstellen,Scholzen,mit Schenke und Mühle aus. 1400 wird in der „registrum censuum“ (Dorfbeschreibung) erstmals der Name „Jungfrawendorf“ benutzt. Der Ort hatte im Wandel der Zeit verschiedene Namen getragen. Die erste urkundliche Bezeichnung lautet „Cobula“ und „Cobila“. Im Volksmund war die Bezeichnung „Kobelsdorf“ üblich. „Kobel“ bedeutet eine kleine Unterkunft. Die Bezeichnung „Koblitz“ hängt mit dem Gutshof zusammen bzw. dessen „Herren von Koblitz“ (Gut unterm Koblitzberg). Der Überlieferung nach soll der letzte „Koblitzer“ nur drei Töchter hinterlassen haben, welche das Gut erbten. Nach diesen drei Jungfrauen hat das Dorf im 14.Jahrhundert seinen zweiten Namen „Jungfrawendorf“, später „Jungferndorf“ angenommen. Über dem Portal des 1571 erbauten Schlosses sind symbolisch drei Jungfrauen in Stein dargestellt.