Das Haus Jungferndorf Nr.84
158 Jahre im Besitz der Familie Filpe
1729 - 1887



Fast 160 Jahre lang (1729-1887), war das Haus Jungferndorf Nr. 84 die Heimat meiner Filpe-Ahnen. Mein Vorfahre Balthasar FILPE (1698 - 1777) kaufte am 29.Februar 1729 das besagte Grundstück von Elias Hoffmann, wie aus dem Kaufvertrag hervorgeht, der sich im Grundbuch Jungferndorfs (Band I, 1717-1805, S.122) findet:


Familysearch.org - Czech Republic, Land Records, 1450-1889, Kobylá nad Vidnavkou,
Land book (Grundbuch) 1717-1805, S. 122



Kauff Balthasar Philippe von Elia Hoffmann

umb den Dresch Garten


Eß verkauft Elias Hoffmann seinen biß dahero gehalten

Dresch Garten zwischen Gnädiger Herrschafft Nieder-

forwerg und des Friedrich Sauers seiner Stelle zu

richtig reinen und Gräntzen dem Balthasar Philppe

umb eine gewisse Suma Geldes vor 31 Thl. usual

gibt zum Angelde auf das 1729 Jahr zu St.Michael

4 Thl. und dann Jährl. gedachten Termin 2 Thl. zur

Nachgilde biß zu völliger Bezahlung, vergibt sich

zu der Gemeinde mit 1 1/2 Rutten Verrichet auch alle

gemein Beschwer wie die anderen, gibt auch der

Koppin ihre Herberg so lange sie lebt, oder wann

sie sich mit Sauer nicht vergleichen sollten Jährl.

1 Thl. davon, Jährl. das 4te vom Obst. Wann waß

gerath thut, Beylaß ein Scheffel Korn übern Winter,

zur außsath eine mandel Rockstroh, wie auch

das grumet aus der wisel, waß das auch von Beylaß

anlanget ein Tisch, eiserner Ofentopff, Brand-

reister, Ofengabel, Heugabel, freier Hacken-

ring, eisernen Keihl, eine Apst, ein Beil, eine

Rodehau, ein Grabscheit, eine Grase Sentze

nebst dem zugehörig Klopzeug, ein Bade-

trog und Schleiffstein. Wandel gesuchs ward

2 Thl. Geld den geruhten ein halb achtel Bier

beschlossen in Beystand George Rauer

und Christoph Krischkers. Jungferndorff

29.February 1729


Von diesem Kauffgelde bekombt gnädige

Herrschaft 12 Thl. usual die Susanna

Koppin väterlich mütterl. Erbtheil 12 Thl.

4 gsl. daß übrige bekombt die Wittib Susana

Koppin 6 Thl. 2 sgl.


J L von Winacko (Johann Leopold von Winacko)





Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836
Český úřad zeměměřický a katastrální (
Tschechisches Amt für Vermessung, Kartierung und Kataster )
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Als die vorstehende Kataster-Karte Jungferndorfs im Jahre 1836 erschien, befand sich das Grundstück Jungferndorf Nr.84 bereits seit 107 Jahren in Familienbesitz. Der 30jährige Balthasar FILPE (1698 - 1777) war zum Zeitpunkt des Grundstückskaufs gerade seit drei Monaten mit der 24jährigen Anna Neugebauer veheiratet. Das Grundstück liegt zwischen den Grundstücken des Friedrich Sauer (im Norden) und dem „Niederforwerg der gnädigen Herrschafft“ (im Osten). Unter einem Vorwerk verstand man im 18.Jahrhundert Gutshöfe mit Gutsbetrieb oder auch für sich stehende Meierhöfe. Auf größeren Gütern mit umfangreichen Landflächen, wie in Jungferndorf, gab es oft neben dem Hauptbetrieb kleinere und entfernt liegende Zweigbetriebe. Diese wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts hin ebenfalls häufig als „Vorwerk“ bezeichnet. Beim Verkauf des Gutes Jungferndorf im Jahre 1686 an Johanna Polixena Florentina von Winacko werden schon die drei Vorwerke genannt: Das Schloßvorwerk, das Niedervorwerk und das Bergvorwerk.


Auf der Kataster-Karte von 1836 sieht man, dass die landwirtschaftliche Fläche im Osten des Ackers des Grundstücks Nr.84 der Herrschaft Jungferndorfs gehört, dem Freiherrn von Skal. Im Jahre des Kaufs 1729 waren die von Winacko die Besitzer des Gutes Jungferndorf. Das im Norden angrenzende Grundstück ist auch 1836 noch im Besitz der Familie Sauer und liegt nun in den Händen des Ignaz Sauer, dem Urenkel des Friedrich Sauer.


Balthasar Filpe wurde am 22.Juli 1698 als Sohn des Gregor Filpe (1658-1705) und der Marina geborene Priemer in Jungferndorf geboren. Der Vater des Gregor Filpe, Jacob FILPE (1607-1681), war der erste Filpe in Jungferndorf. Dieser wurde noch in Weidenau geboren, wo die Familie Filpe bis auf das Jahr 1599 zurück nachweisbar ist. Jacob FILPE wohnte 1642 schon in Haugsdorf (heute Hukovice), wie es aus dem Kirchenbucheintrag seiner Heirat vom 12.01.1642 mit der Ursula MILLER hervorgeht. Sie stirbt allerdings schon am 04.04.1643 wahrscheinlich im Kindbett oder gar bei der Geburt des einzigen Sohnes dieser Ehe, Peter FILPE. Unser Vorfahre Jacob FILPE heiratet dann in Weidenau am 20.07.1643 die Müllerstochter Eva BÖHM aus Jungferndorf (Tauf- u.Heiratsbuch ViVIII1, S.249).


Haugsdorf grenzt direkt an Jungferndorf an und so kommt Jacob Filpe mit seiner Heirat einer Jungferndorferin nach Jungferndorf. Die Kirchenbücher beurkunden seinen neuen Wohnort Jungferndorf erstmals am 21.04.1648, als Jacobs Ehefrau Eva Patin bei der Taufe der Susanna Harttelt, Tochter von Martin und Rosina Harttelt, genannt wird (Taufbuch Vi VIII 2, S.96):




Die hervorgehobene Stellung der Familie Filpe in Jungferndorf des ausgehenden 17.Jahrhunderts zeigt sich in den Kirchenbüchern an folgenden Einträgen: So wird Peter FILPE (geboren 1643), ein Sohn Jacob FILPEs, Pate bei der Taufe der Maria Elisabetha von Winacko, der Tochter der edelen Besitzer Jungferndorfs Karl Heinrich von Winacko und seiner Ehefrau Joanna Polexina Florentina, geborene von Tschischwitz und Gabersdorf (+1692) am 24.Juni 1691 (Taufbuch Vi VIII 3, S.17). Als dort bezeichneter „Gärtner“, was die Bezeichnung seines Bauernstandes ist, nämlich eines Kleinbauern, der nur den umliegenden Garten seines Hauses zum Anbau nutzen kann, zeigt sich allerdings sein gesellschaftlich höherer Rang in der Tatsache, dass er als Pate für das Kind der adeligen Besitzer Jungferndorfs gewählt wurde. Grund dafür dürfte gewesen sein, dass sein Bruder Michael FILPE (geb.04.08.1647, gest.20.12.1719), Sohn des Jacob FILPE, zu der Zeit schon „Schaffer auf Jungferndorf“ war. Dies bezeichnet die Funktion eines Guts- bzw. Vermögensverwalters und ist eine vertrauensvolle, angesehene Funktion gewesen. Er wird so im Heiratseintrag vom 29.09.1693 (Heiratsbuch Vi VIII 10) seiner Tochter Marina FILPE (geb.12.01.1672, Taufbuch Vi VIII 2, S.193) erwähnt.

Nun zurück zu Balthasar Filpe: Er ist das jüngste von sieben Kindern und von seinen sechs Geschwistern: Catharina (1683-1687), Augustinus (1685-1685), Marina (1686-1687), Marina (geb.1688), Susanna (geb.1690), Elisabetha (geb.1693) leben, als Balthasar 1698 geboren wird, nur noch die Schwestern Marina, Susanna und Elisabetha.

Als Balthasar Filpes Vater, Gregor Filpe, 1705 starb und seine Frau Marina Filpe, geborene Priemer, mit ihren drei Töchtern und dem erst 7jährigen Sohn Balthasar, zurückließ, wird sich wohl der Bruder des Gregor Filpe, nämlich der Schaffer in Jungferndorf, Michael FILPE (1647-1719) als Schwager der Witwe und Onkel der vier Kinder, der Familie angenommen haben. Somit dürfte Balthasar eine besondere Verbindung zu Michaels ältestem Sohn, Hannß Filpe (1669-1734), gehabt haben, der wie ein großer Bruder und später wie ein Vater für ihn gewesen sein dürfte. Als Michael FILPE dann 1719 auch stirbt, wird Hannß Filpe nämlich das Familienoberhaupt für beide Familien gewesen sein. Das wird deutlich, als Marina Filpe (Schwester des Balthasar Filpe) bei ihrer Hochzeit mit Hannß Koppe, der seinen Vater, Christoph Koppe, zum Trauzeugen bestellt, ihren „Vaterersatz“, ihren Cousin Hannß Filpe zum Trauzeugen bestimmt.

Hannß Koppe, Sohn des Christoph Koppe (geb. am 08.02.1678, gest.1724), heiratet am 25.April 1723 die Schwester des Balthasar Filpe, nämlich die 1688 geborene Marina Filpe. Christoph Koppe (zu dem Zeitpunkt 45 Jahre alt und Besitzer des Grundstücks, welches Balthasar Filpe 1729 erwerben wird) ist als Vater des Bräutigams und als Trauzeuge bei der Eheschließung anwesend. Ebenso der 54jährige Cousin des Balthasar Filpe (1698-1777), Hannß Filpe (1669-1734), der Sohn seines Onkels Michael Filpe (1647-1719), der Schaffer in Jungferndorf war.


Als Balthasar Filpe am 21.November 1728 die Anna Neugebauer (geb. 13.Mai 1704) heiratet, verbindet er so die Familie Filpe mit der vorherrschenden jungferndorfer Bauernschaft der Familien Neugebauer und Krischker. Anna Neugebauer stammt väterlicherseits aus einer Neugebauer-Linie, die sich nach Lindewiese (bei Freiwaldau) auf Jacob Neugebauer (geb. um 1590) zurückführen lässt. Dessen Sohn Matthaus Neugebauer (geb. um 1623, gest. 18.02.1691) kam um 1650 nach Jungferndorf, wo er in die Bauern- und Scholzenfamilie Haucke einheiratete. Seine Frau Anna Haucke ist die Tochter des Johann (Hans) Haucke, der schon in der Dorfbeschreibung der Amtsvisitation des Amtes Ottmachau von 1665 als Freigärtner mit einem Grundbesitz von 1 Hube Land genannt wird. Das Dorf hatte damals 6 freie Huben, die (dem Bischof) nichts zinsten. Sie waren frei von Land- und Kriegsbeschwer und zinsten dem Grafen Ferdinand Max zu Sprinzenstein. Zudem besitzt Hans Haucke noch einen von sechs Teichen des Bischofs und hat desweiteren noch einen Teich auf seinem Grund.

Der Sohn dieses Matthaus Neugebauer (um 1623-1691), nämlich ebenfalls mit Namen Matthaus Neugebauer (geb. 11.01.1663 in Jungferndorf) heiratet am 29.Juni 1687 die Catharina Krischker (geb. 18.11.1665 in Jungferndorf). Sie ist die Tochter des Bartholomäus (Barthell) Krischker, der 1701 beim Verkauf des Gutes Jungferndorf von Carl Heinrich von Winacko an Philipp Ernst Graf von Holltropp als Bauer mit 8 Ruten Land genannt wird. Matthaus Neugebauer wird in diesem Verkauf ebenfalls als Bauer mit 9 Ruten Land und ein weiteres Mal (oder Namensgleichheit) mit 18 Ruten Land erwähnt. Sie zinsen von der Hube 6 Silbergroschen und jede Hube 1 Scheffel Hopfen, spinnen 1 Stück flächsernes Garn. Robot jede Hube 1 Tag in der Woche und sie dürfen in keiner fremden Mühle mahlen lassen als in Jungferndorf und kein fremdes Bier oder Branntwein kaufen als im gräflichen Bierverlag Jungferndorfs.

Nun ist Balthasar Filpe mit Anna, geborene Neugebauer, seit drei Monaten verheiratet, als er das Grundstück des Elias Hoffmann am 29.Februar 1729 kauft. Elias Hoffmann wurde um 1680 in Jungferndorf, als Sohn des Bauern George Hoffmann, geboren und heiratete am 13.November 1707 die Anna Maria Fleischhauer, Tochter des Caspar Fleischhauer. Als diese am 05.September 1734 stirbt (Vi VIII 17, S.153), heiratet Elias Hoffmann am 24.September 1735 (Vi VIII 10, S.178) die Anna Marina Filpe (geb.am 02.12.1695), Tochter des Martin Filpe (1649-1711). Trauzeuge ist der Scholtze von Jungferndorf, Melchior Bracke, der zugleich seit 1720 Nachbar des Hannß Filpe (1669-1734), Sohn des Michael Filpe (1647-1719), ist. Martin Filpe (1649-1711) war ein Bruder des Schaffers auf Jungferndorf, Michael Filpe (1647-1719) und des Gregor Filpe (1658-1705), dem Vater des Balthasar Filpe. Elias Hoffmann heiratet also eine Cousine des Balthasar Filpe.

Interessant ist in diesem Zusammenhang noch, dass die Mutter des Balthasar Filpe, nämlich Marina Filpe, eine geborene Priemer ist. Als Balthasars Cousin, Hannß Filpe (1669-1734) im Jahre 1720 sein Bauerngut kauft, wird in dem Kaufvertrag erwähnt, dass dieses zwischen den Grundstücken des Scholzen Melchior Brackes und Hannß Priemer liegt. Die Priemers waren in der Dorfbeschreibung der Amtsvisitation von 1665 schon als Freigärtner genannt und Peter FILPE (geb.1643), der älteste Sohn des Jacob FILPE (1607-1681), war schon Taufpate der Kinder des Hanns Priemer und der Anna Marina am 03.April 1695 bei Sohn Christian (Vi VIII 3, S.37) und am 31.August 1701 bei Tochter Catharina. Peters Ehefrau Rosina Filpe, geborene Meyer, war am 27.September 1697 auch Patin bei der Taufe der Anna Maria Priemer (Vi VIII 3, S.50).

Der Kaufpreis der Dreschgärtnerstelle des Balthasar Filpe (später Jungferndorf Nr.84) beträgt 31 Thaler. Der Name Dreschgärtnerstelle bezieht sich auf das Untertanverhältnis des Inhabers der Stelle zur Herrschaft. Balthasar Filpe ist somit robotpflichtig gegenüber dem Besitzer des Gutes Jungferndorf, Johann Leopold von Winacko, Dreschdienst zu leisten. Unter dreschen versteht man, Getreidekörner durch Bearbeiten mit einem Dreschflegel oder Ähnlichem aus den Ähren oder Hülsen zu lösen.


Weitere Auflage des Kaufvertrages ist, dass sich Balthasar Filpe noch für 1,5 Ruten (21,58 m²) seines neu erworbenen Landes der Gemeinde-Beschwer verpflichten (Robot) muss. Die Rute ist eine historische Maßeinheit in Österreich (Österreichische Werkrute).


1 Rute = 12 Fuß
1 Fuß = 316,081 mm
1 Rute = 3792,968 mm
1 Quadrat-Rute = 14,39 m²

1,5 Quadrat-Ruten = 21,58 m²


Der Kaufpreis in Höhe von 31 Thalern soll wie folgt gezahlt werden: Zu St.Michael am 29.September 1729 soll die Anzahlung (Angeld) in Höhe von 4 Thalern geleistet werden. Die folgenden Raten (Nachgilde/Nachgülde/Nachgeld) in Höhe von 2 Thalern werden jährlich zu St.Michael am 29.September fällig. Es wären also 13 Jahre zu jährlich 2 Thaler von Balthasar Filpe zu zahlen, so dass bis 1743 der Kaufpreis völlig bezahlt sein sollte.


Tatsächlich dauert die Zahlung des Kaufpreises allerdings doppelt so lang, nämlich 26 Jahre, bis zum 02.Januar 1756. Grund dafür ist, dass Balthasar Filpe nur unregelmäßig zahlen kann und ihm sogar am 04.November 1741 „ernstlich anbefohlen wird, bis an Heilige 3 Könige (1742) die vergessenen Nachgülden nichtig zu machen“, widrigenfalls, würde er durch „scharffe Zwangs Mittel“ dazu angehalten werden (Grundbuch S.259).


12 Thaler des Kaufpreises soll die Herrschaft (von Winacko und Werttenstein) erhalten, 12 Thaler und 4 Gröschel erhält die Susanna Koppe (geb. am 26.12.1705, Vi VIII 3, S.86) als väterlichen/mütterlichen Erbteil und den Rest von 6 Thalern und 2 Silbergröschel erhält die Witwe Susanna Koppe.


Der Witwe Koppe wird ein lebenslanges Wohnrecht vertraglich eingeräumt. So gehörte die Dreschgärtnerstelle Jungferndorf Nr.84 zuvor ihrem verstorbenen Ehemann, Christoph Koppe (1678-1724), worauf sie schon - nach dessen Tod - Wohnrecht bei den Folgebesitzern Anthon Tschepan (Kauf am 05.02.1725: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.72) und Elias Hoffmann (Kauf am 01.05.1727: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.98) genoß und bei dem weiteren Verkauf an Balthasar Filpe im Jahre 1729, weiterhin dieses Wohnrecht zugeschrieben bekam. Die Tochter, Susanna Koppe, erhält entsprechend ihren Erbteil.


Die Witwe Koppe erhält desweiteren als „Beylaß“ jährlich das 4te vom Obst (Ein Viertel der Obsternte), ein Scheffel Korn über den Winter (Scheffel = ein altes Raummaß, das zur Messung von Schüttgütern, wie z.B. Getreide, benutzt wurde), zur Aussaat eine Mandel (=alte Maßeinheit für ein Gebinde) Rockstroh (=Roggen), wie auch „das Grumet aus der wisel“ (Grummet aus der Wiese = Hochsommerschnitt des Heus). Je nach Region, aber auch regionaler Höhenlage (klimatische Umstände), werden Wiesen in Mitteleuropa bis zu sechs mal im Jahr geschnitten. Dabei heißt der erste Schnitt, der im Frühsommer stattfindet, speziell Heumahd (die, regional auch das Frühmahd, Frühheu, u.a.m.), sodass man in Fachkreisen mit ‚Heu‘ nur das Futter der Frühsommerernte meint. Diese Spezialisierung ist im Süden ausgeprägter als im Norden. Der zweite Schnitt, der meist im Hochsommer erfolgt, und auch dessen Ernte, heißt allgemeindeutsch Grummet. Wo es nur zwei Schnitte gibt, sagt man auch Nachmahd, sonst bezeichnet das einen weiteren Schnitt. Das Grummet zeichnet sich durch einen höheren Eiweißgehalt aus, weshalb es intensivere Trocknung erfahren muss als der erste Schnitt.


Neben den Naturalien erhält die Witwe Koppe noch einen Tisch, einen eisernen Ofentopf, Brandreister (=Reisig zum Heizen), eine Ofengabel, eine Heugabel, einen freien Hackenring (= eventuell Rechen), einen eisernen Keil (zum Holzspalten), eine Apst, ein Beil, eine Rodehau (=Rodehacke), einen Grabscheit (=Spaten), eine Grase Sentze (Gras-Sense) nebst dem zugehörigen Kloppzeug, ein Badetrog und ein Schleiffstein.


Die Witwe Susanna Koppe war eine geborene Viehweger. Ihr Vater, Christoph Viehweger (+ 22.Oktober 1737, Vi VIII 17, S.168), war Freigärtner in Jungferndorf. Er war frei, nicht untertänig und nicht robotpflichtig und somit ein angesehenes Gemeindemitglied. Susanna Viehweger heiratete am 21.April 1705 den verwitweten Christoph Koppe (Vi VIII 1, S.120), der am 08.Februar 1678 geboren wurde (Vi VIII 2, S.443). Aus dieser Ehe stammen sechs Kinder, darunter - neben der zuvor genannten Tochter Susanna Koppe (geb.1705), die ihren Erbteil erhält - als letzter Balthasar Koppe, der Stammvater der Koppe-Stammwirtschaft Jungferndorf Nr.25, also des ersten Bauers der Koppe-Familie.


Die Witwe Koppe starb im Alter von 86 Jahren am 12.April 1758 und wurde „wohl versehen“ (mit den letzten heiligen Sakramenten) auf dem Kirchhof in Weidenau begraben (Vi VIII 3, S.149) .


Die gnädige Herrschaft führte das Grundbuch selbst. Den Kaufvertrag unseres Balthasar Filpe von 1729 unterzeichnet Johann Leopold von Winacko. Die Familie von Winacko besaß Jungferndorf von 1686 bis 1740. Der letzte Besitzer war von 1705 bis 1740 Johann Leopold von Winacko,der das Gut Jungferndorf 1740 an den Freiherrn Johann Franz von Montbach verkaufte.


Bei der Zahlung der Raten (Nachgülden) durch Balthasar Filpe, kam es, wie zuvor erwähnt, zu Verzögerungen. So kann er schon 1729 das Angeld von 4 Thalern nicht zahlen und beginnt mit der ersten Nachgülde (Rate) über 2 Thaler am 29.Januar 1731 (Grundbuch S.159). 1732 leistet er dann das Angeld über 4 Thaler (Grundbuch S.178), sowie die versäumten 2 Nachgülden der Jahre 1729 und 1730 zu je 2 Thalern = 4 Thaler, so dass er 1732 insgesamt 8 Thaler an die Herrschaft zahlt. Am 05.Februar 1733 zahlt er die 2 Thaler der Nachgülde des Jahres 1732 (Grundbuch S.186) und am 03.März 1734 die Nachgülde des Jahres 1733 mit ebenfalls 2 Thalern (Grundbuch S.188). Somit hat er die ersten 14 Thaler an die Herrschaft (von Winacko und Werttenstein) bezahlt, obwohl laut Kaufvertrag (Grundbuch S.122) der Herrschaft nur 12 Thaler zugestanden hätten.


Am 26.September 1735 zahlt Balthasar Filpe gleich 2 Nachgülden (der Jahre 1734 und 1735) zu je 2 Thalern (Grundbuch S.224), die nun an die Tochter Susanna Koppe des Grundstücksvorbesitzers Christoph Koppe zum Erbteil gegeben wird. Laut Kaufvertrag soll sie 12 Thaler und 4 Gröschel als Erbteil erhalten. 1735 ist Susanna Koppe (geb.1705) mittlerweile mit einem Herrn Wachsmann in Friedeberg Nr. 9 verheiratet. Desweiteren empfängt sie 2 Thaler am 28.Februar 1737 für das Jahr 1736 und am 02.März 1739 die 2 Thaler als Nachgülde des Jahres 1737. Die Susanna Wachsmann (Waxmann) hat somit bislang 8 Thaler erhalten.


Dann kann Balthasar Filpe anscheinend 1740 und 1741 nicht seine Nachgülden bezahlen und wird am 04.November 1741 (Grundbuch S.259) von der Herrschaft unter Androhung „scharffer Zwangs Mittel“ ermahnt, bis 06.Januar 1742 zu zahlen. Die Zahlung der Nachgülden erfolgt in Jungferndorf immer ein Mal im Jahr am sogenannten „gewöhnlichen Verschreibetag“ im Schloss Jungferndorf beim Herren des Gutes Jungferndorf. Da aber das Gut Jungferndorf im Jahre 1740 von Johann Leopold von Winacko und Werttenstein an Johann Frantz von Montbach verkauft wird, hält dieser den „gewöhnlichen Verschreibetag in Jungferndorf“ für die Jahre 1742 und 1743 erst am 11.November 1743 ab. An diesem Tage zahlt Balthasar Filpe die säumigen zwei Nachgülden an die Susanna Wachsmann (Grundbuch S.262) zu je 2 Thalern, also 4 Thaler insgesamt, so dass sie ihre vertraglich zugesicherten 12 Thaler nun erhalten hat.


Die Ehefrau des Balthasar Filpe, Anna geborene Neugebauer, kommt aus einer Bauernfamilie Neugebauer, die auch mit den großen Bauern Krischker in Jungferndorf verwandt sind. Im Wege des Verkaufs des elterlichen Gutes der Anna Filpe geborene Neugebauer an Christoph Gottwald um 1730, erhält Anna ihren Erbteil im Wege der Nachgülde durch Christoph Gottwald in beachtlicher Höhe: Am 11.November 1743 erhält sie 9 Thaler (Grundbuch S.263) und am 20.Dezember 1745 weitere 10 Thaler (Grundbuch S.283).


Balthasar Filpe zahlt nun in den Folgejahren die restlichen Nachgülden für seine Gärtnerstelle Nr.84 an die Witwe Susanna Koppe, die - mittlerweile 80jährig - wahrscheinlich noch auf seinem Grundstück lebt. Sie hat gemäß dem Kaufvertrag von 1729 lebenslanges Wohnrecht und anderen „Beylaß“, sowie noch 6 Thaler zu erhalten. Eventuell lebt Susanna Koppe auch schon auf dem Bauernhof des Sohnes Balthasar Koppe, der die Bauernstelle Jungferndorf Nr.25 im Jahre 1752 erwarb.


Am 08.März 1751 zahlt Balthasar Filpe 2 Thaler Nachgülde an sie, am 09.Dezember 1754 weitere 3 Thaler und als letzte Rate am 02.Januar 1756 noch 2 Thaler, die der jüngste Sohn der Susanna Koppe, Balthasar Koppe, in Gegenwart der Herrschaft von Montbach entgegennimmt. Es wird im Grundbuch (Seite 359) festgeschrieben, dass Balthasar Filpe nun den gesamten Kaufpreis entrichtet hat und niemand mehr Ansprüche gegen ihn vorbringen kann.

Seine acht Kinder bekommt das Ehepaar Balthasar und Anna Filpe allesamt auf diesem Grundstück Jungferndorf Nr.84 zwischen 1729 und 1745. Darunter meinen direkten Vorfahren, Philippus Jacobus FILPE (geb. 28.04.1739, gest. 14.11.1811), der die Dreschgärtnerstelle 1768 übernimmt.


Johann Friedrich FILPE (geb.21.08.1740; Taufbuch Vi VIII 4) ist ebenfalls ein Sohn des Balthasar FILPE (geb.22.07.1698; Taufbuch Vi VIII 3, S.52). Dieser wird am 13.05.1767 als „Schloßwächter von Jungferndorf“ genannt und zwar im Taufeintrag seines Sohnes Johann Nepomuceno Frantz FILPE (Taufbuch Vi VIII 5, S.268).

Das Grundstück Jungferndorf Nr.84 wird bis 1887 im Besitz der Familie Filpe bleiben, also für 158 Jahre! Erst 1887 wird es verkauft, weil dieser Familienzweig ins Deutsche Reich nach preußisch Schlesien auswandert, wo die ersten Geburten ab 1900 bekannt sind.



Die Hausnummern im Spiegel der Kirchenbücher Jungferndorfs

Die Kirchenbücher zeigen ab dem Jahre 1771 auch die Hausnummern in ihren Einträgen: Jungferndorf Nr.84. Meine Filpe-Linie III hält dieses Haus bis 1887. Das schlesische Erbrecht sah seinerzeit vor, dass Haus und Hof an den jüngsten Sohn vermacht wurde. Die älteren Söhne konnten von den Eltern noch in Lohn und Brot gebracht werden z.B. zur Finanzierung einer beruflichen Ausbildung oder gar eines Studiums, wohingegen für den jüngsten Sohn unter Umständen die Lebenszeit der Eltern nicht mehr ausreichte,diesen abschließend zu versorgen. Somit sollte dieser jeweils Haus und Hof erben (Ausnahme: Der Übergang von Johannes Michael FILPE auf seinen ältesten Sohn Johann Joseph Martinus FILPE im Jahre 1830) . Es zeigt sich bei dem Haus Jungferndorf Nr.84, dass es auf diese Weise vererbt wurde und verrät uns auch rückblickend,wer es in der Familie zuvor besaß (siehe Abschnitt unten „Familienvorstand bzw. Bewohner des Hauses 84“).

Bildmitte: Haus Nr.84 und rechter Bildrand: Haus Nr.66 und 67 am Krischkerberg

Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836
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Ab 1798 werden die Nachfahren der Linie II (nach Michael FILPE ) in den Häusern Jungferndorf Nr.13,20,23,24 und 29 geboren, wobei das zentrale Familienhaus dieser Linie das Haus Nr. 24 sein dürfte (Geburten 1794 -1858). Diese Häuser liegen im Verhältnis des Stammhauses Nr.84 am anderen „Ende“ von Jungferndorf nämlich im alten Ortskern rund um die St.Joachim-Kirche in unmittelbarer Nähe zum Schloß Jungferndorf. Wahrscheinlich standen Nachfahren des „Schaffers auf Jungferndorf“, Michael FILPE (1647 - 1719), noch im engen Kontakt mit der Schloßdomäne, so dass sie Häuser in dieser Gegend bewohnten. Siehe auch hier : „Der Schaffer von Jungferndorf - Michael Filpe (1647-1719) und seine Nachkommen“.


Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836 mit den Häusern 13,20,22,23,24
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In den Kirchenbüchern nachweisbar ist somit als erste Geburt in Jungferndorf Nr.84 die der Anna Catharina FILPE am 20.Oktober 1771 und die letzte bekannte Geburt ist die des Ernest FILPE am 15. Januar 1877. Anhand der vorliegenden Kaufverträge ab 1729 beginnt die Geschichte des Familienbesitzes jedoch schon 42 Jahre früher.

Aus den Kirchenbüchern Weidenaus und Jungferndorfs (ab 1785) sind uns insgesamt 23 geborene Filpe-Kinder in Haus Nr. 84 bekannt, die über vier Generationen geboren wurden. Neben den nachfolgend genannten Ehepaaren der Filpe-Linie III, wurde auch ein weiteres Kind der Filpe-Linie III in Haus Nr. 84 geboren, nämlich am 12.03.1790 Maria Theresia FILPE als Kind von Frantz Anthon FILPE und Helena geb. Spielvogel. Ebenso bekamen zwei ledige Schwestern Johann Joseph Martinus FILPEs, der von 1830 bis 1866 Haus Nr.84 bewohnte, ihre Kinder dort. Nimmt man nun aber auch das Wissen um die Kaufverträge ab 1729, also dem tatsächlichen Zeitpunkt des Erwerbs des Familienbesitzes Jungferndorf Nr.84, hinzu, so kamen 42 Filpe-Kinder über 5 Generationen dort zur Welt!

In den 177 Jahre alten Kataster-Unterlagen von Jungferndorf aus dem Jahre 1836 ( http://archivnimapy.cuzk.cz/skici/skici_slez/Sl211/Sl211_index.html ) steht das Haus Jungferndorf Nr. 84 an seinem ursprünglichen Platz links (westlich) des Weidenauer Wassers. Rechtsseits (östlich) des Flusses lag 1836 nur der landwirtschaftliche Acker des Grundstücks Nr. 84. Es ist ein auffallend großes Feld, das sich vom Fluß bis zum bewaldeten Berg, dem Krischkerberg oder auch Christberg, erstreckt. (Sage: „Wie der Krischkerberg zu seinem Namen Christberg kam“ auf www.jungferndorf.de in der Ortschronik auf Seite 187) Auf diesem Feld zu Haus Nr. 84 stand schon 1836 das Haus Nr. 63, welches als Wirtschaftshaus in gelb ausgewiesen ist. Häuser aus Stein sind in rot verzeichnet.


Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836
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Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836 im Vergleich zum heutigen GoogleMaps-Ausschnitt
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Rechts: Aufnahem aus google.maps aus 2011,die die Grundstücke um Nr.84 zeigt
©2011 Google–Kartendaten ©2011 PPWK,Tele Atlas



Links von Haus Nr.63 sieht man das steinerne Haus Nr.64, welches heute noch so existiert. Schaut man von dort nach links über den Fluß, entdeckt man das Haus Nr. 84. Unterhalb von Haus Nr.63 steht das Haus Nr.62, an dieser Stelle steht das heutige Haus Nr.84 (das schon auf dem Ortsplan von 1945, siehe unten).
Wahrscheinlich erbaute die Familie Kluger das große Steinhaus rechts an das kleine Wirtschaftshaus Nr.62, welches heute als Jungferndorf Nr.84 gilt (siehe Bild rechts). Der Baustil des Hauses lässt auf die Jahre 1880 bis 1900 schließen. Aber dazu später mehr!


© Stephan Kittel


Das gelbe Wirtschaftsgebäude auf dem alten Grundstück Nr.84 ist noch vor 1918 abgerissen worden (was ich aufgrund der deutschen Notizen auf dem Plan vermute) und das steinerne alte Gebäude Nr.84 erhielt links ein im rechten Winkel verlaufenden steinernen Anbau parallel zur Straße (in Bleistift auf dem Plan von 1836 eingezeichnet). Heute sind alle Gebäude auf dem alten Grundstück Nr.84 verschwunden. Es ist 2013 mit einer Baumgruppe, Büschen und Wiese bestanden.

Links: Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836
Český úřad zeměměřický a katastrální (Tschechisches Amt für Vermessung, Kartierung und Kataster )
Copyright © 2012 Zeměměřický úřad

Rechts: Aufnahem aus google.maps aus 2011,die die Grundstücke um Nr.84 zeigt
©2011 Google–Kartendaten ©2011 PPWK,Tele Atlas


Das Haus Nr.87 existiert heute noch so. Die Grundstücke Nr.85 und 86 sind zusammengelegt worden und das Haus,welches über das Haus Nr. 85 gebaut wurde, ist die heutige Nr.16 (nach dem gegenüberliegenden Grundstück Nr. 16 auf dem Plan von 1836). Der zwischen dem heutigen Weg Richtung Haugsdorf (Hukovice) und dem Fluß gelegene Weg ist aufgehoben worden (auf dem Plan gestrichen).


Familienvorstand bzw. Bewohner des Hauses Jungferndorf Nr.84


Bis 1724

Christoph Koppe (geb. 1678, gest. 1724) mit Ehefrau Susanna Koppe, geborene Viehweger (geb. 1672, gest. 1758)

(Verkauf am 05.02.1725: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.72)


05.02.1725 bis 30.04.1727


Anthon Tschepan


(Kauf am 05.02.1725: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.72)
(Verkauf am 01.05.1727: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.98)



01.05.1727 bis 28.02.1729


Elias Hoffmann


(Kauf am 01.05.1727: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.98)
(Verkauf am 29.02.1729: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.122)



29.02.1729 bis 27.12.1766

Balthasar FILPE (1698 - 1777) und dessen Ehefrau Anna geb. NEUGEBAUER

(Kauf am 29.02.1729: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.122)
(Verkauf am 27.12.1766: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.544)

8 Kinder geboren von 1729 bis 1745:

  1.  Hanns Christoph FILPE

  2.  Anna Maria FILPE

  3.  Anna Catharina FILPE

  4.  Anna Maria Elisabetha FILPE

  5. +Philippus Jacobus FILPE

  6. +Johann Friedrich FILPE

  7.  Christoph FILPE

  8.  Catharina FILPE

Bei der erblichen Übergabe von Haus und Hof von Balthasar FILPE auf Philippus Jacobus FILPE kam es dazu, dass nicht der jüngste Sohn, Johann Friedrich FILPE, der neue Herr des Hauses wurde, da dieser bereits in den 1760er Jahren die Anstellung als Schloßwächter von Jungferndorf innehatte und somit wirtschaftlich versorgt war. Somit erbte sein ein Jahr jüngerer Bruder Philippus Jacobus FILPE Haus und Hof.



27.12.1766 bis 25.03.1797

Philippus Jacobus FILPE (1739-1811) und dessen Ehefrau Anna Rosina, geb. Buchmann (1740-1811)

(Kauf am 27.12.1766: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.544)
(Verkauf am 25.03.1797: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.1017)

6 Kinder in Jungferndorf Nr.84 geboren von 1768 bis 1776:
  1.  Maria Theresia FILPE

  2.  Anna Maria Margaretha FILPE

  3. +Anna Catharina FILPE

  4.  Anna Maria Theresia FILPE

  5. +Johannes Michael FILPE

  6.  Johann George FILPE



25.03.1797 bis 18.12.1830

Johannes Michael FILPE (1776-1851) und dessen Ehefrau Hedwig, geb. Buchmann (1778-1846)

(Kauf am 25.03.1797: Grundbuch Jungferndorf, Band I, 1717-1805, S.1017)
(Verkauf am 18.12.1830: Grundbuch Jungferndorf, Band IV, 1830-1853, S.86)

9 Kinder in Jungferndorf Nr.84 geboren von 1800 bis 1816:
  1.  Johann Joseph FILPE

  2. +Johann Joseph Martinus FILPE

  3. +Anton Franz FILPE

  4. +Franciscus FILPE

  5. +Anna Maria Hedwig FILPE

  6.  Ignatius Michael FILPE

  7. +Joseph Aloisius FILPE

  8.  Franz Thadäus FILPE

  9. +Veronica FILPE

Der Übergang von Johannes Michael FILPE auf seinen ältesten Sohn Johann Joseph Martinus FILPE im Jahre 1831 ist die einzige Ausnahme von diesem Erbrecht des Jüngeren. Der erstgeborene Sohn, Johann Joseph FILPE war bereits verstorben. Von den weiteren Söhnen Ignatius Michael FILPE und Franz Thadäus FILPE,des Johannes Michael FILPE ist nichts weiteres bekannt (eventuell sind sie in handwerklicher Ausbildung verzogen) und mein direkter Vorfahre, Joseph Aloisius FILPE, war schon Schneidermeister in Großkrosse geworden. Der Sohn Franciscus FILPE lebte anscheinend in dem kleinen Haus Jungferndorf Nr.63 (auf dem landwirtschaftlichen Grundstück zu Jungferndorf Nr.84), wo 1827 sein Sohn Franz FILPE geboren wurde, der allerdings schon 1832 verstarb.

Der dritte Sohn, Anton Franz FILPE, war seit 1826 Gärtler in seinem Haus Jungferndorf Nr.113, in dem seine zehn Kinder von 1826-1845 geboren wurden:

  1.  Theresia FILPE

  2.  Josepha FILPE

  3.  Johanna FILPE

  4.  Anna Maria FILPE

  5.  Thekla FILPE

  6.  Albert FILPE

  7.  Ernest FILPE

  8.  Carolina FILPE

  9.  Joseph FILPE

10. Anna FILPE


Jungferndorf Nr.113 ist das gelbe Haus am oberen Bildrand

Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836
Český úřad zeměměřický a katastrální (Tschechisches Amt für Vermessung, Kartierung und Kataster )
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Die zu HausNr.113 zugehörige landwirtschaftliche Nutzfläche lag fast am nördlichen Ortsrand von Jungferndorf nach Haugsdorf nur wenige hundert Meter flußaufwärts vom Elternhaus Jungferndorf Nr.84 entfernt

Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836
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1831 bis 1866

Johann Joseph Martinus FILPE (1802–1866) und Theresia geb. Brauner (1807-1867)
(Kauf am 18.12.1830: Grundbuch Jungferndorf, Band IV, 1830-1853, S.86)

5 Kinder in Jungferndorf Nr.84 geboren von 1831 bis 1846:
  1.  Johann FILPE

  2. +Joseph FILPE

  3.  Theresia FILPE

  4.  Franz FILPE

  5.  Anton FILPE

Der Übergang von Johann Joseph Martinus FILPE auf seinen zweiten Sohn Joseph FILPE lässt sich so erklären,dass dessen jüngere Brüder Franz FILPE und Anton FILPE bereits verstorben waren und der älteste Bruder, Johann FILPE, wahrscheinlich schon in handwerklicher Ausbildung Jungferndorf bereits verlassen hatte, da über ihn nichts weiteres in Jungferndorf zu finden war.


1867 bis 1887

Joseph FILPE (1835 – ca.1905) und Sofie geb. Samen (1837– ca.1910)
6 Kinder in Jungferndorf Nr.84 geboren von 1867 bis 1877:
  1.  Albert FILPE

  2.  Anna FILPE

  3.  Karolina FILPE

  4. +Emil FILPE

  5.  Josef FILPE

  6.  Emma FILPE

  7.  Emilie FILPE

  8.  Emilie FILPE

  9. +Josef FILPE

  10.  Sofie FILPE

  11.  Ernest FILPE

1872 wohnt in Jungferndorf Nr.84 bereits auch die 1848 geborene Sofie Körbel. Sie ist die eheliche Tochter des Häuslers Albert Körbel aus Altkaltenstein und dessen Ehefrau Juliana geborene Schmidt aus Schwarzwasser. (Vi V 13,S.13) Sofie Körbel heiratet am 30.09.1872 den 1849 geborenen Konrad Kluger. Er ist Inwohner in Jungferndorf Nr.60 (Geburtshaus von 1838-1867 der Wolf-Linie, die später Jungferndorf Nr.84 übernehmen) und ehelicher Sohn des Häuslers Franz Kluger und dessen Ehefrau Josefa geborene Klein, beide aus Jungferndorf. Das Ehepaar Kluger zieht dann gemeinsam in Jungferndorf Nr.60 ein und 1881 in Jungferndorf Nr.61, wo sie folgende Kinder zur Welt bringen:
Das Haus Nr.60 ist noch ein relativ kleines Haus (evtl. Fachwerk oder Holz, da es in der Katasterkarte von 1836 in gelb eingezeichnet ist). Der Umzug in Nr.61 (ein Grundstück weiter nördlich) ist hingegen schon eine Verbesserung auf einen drei Gebäudeteile umfassenden Hofkomplex. Nun grenzt das Ackerland von Nr.84 an das Grundstück Nr.61. Dieses Ackerland ist 1836 noch mit dem Wirtschaftsgebäude Nr.62 bebaut.


Ausschnitt aus der Kataster-Karte von Jungferndorf aus dem Jahre 1836
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Tschechisches Amt für Vermessung, Kartierung und Kataster )
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1887 bis 1892/95
Ab 1887 bewohnt das Ehepaar Konrad und Sofie Kluger (geborene Körbel) das Haus Jungferndorf Nr.84. Hier werden ihre Kinder wie folgt geboren:
Wahrscheinlich erbauten Konrad und Sofie Kluger dann das große Steinhaus neben dem Wirtschaftsgebäude Nr.62, welches sie dann 1887 bezogen und es zur neuen Hausnummer 84 machten.


© Stephan Kittel



© Stephan Kittel



© Stephan Kittel



© Stephan Kittel



© Stephan Kittel



© Stephan Kittel



© Stephan Kittel



© Stephan Kittel


Joseph FILPE und Sofie Filpe (geborene Samen) verkauften demzufolge 1887 das Haus Jungferndorf Nr.84, welches sich seit 1729 im Familienbesitz befand, an das Ehepaar Konrad und Sofie Kluger (geborene Körbel). Vielleicht verkauften sie altersbedingt auch erstmal nur den großen Acker auf der rechten Seite des Weidenauer Wassers, der an das Grundstück Nr.61 der Eheleute Kluger angrenzte. Sicher ist jedenfalls, dass sich keinerlei Sterbeeinträge von Joseph FILPE und Sofie Filpe in Jungferndorf, Weidenau, Groß- und Kleinkrosse, Stachelwitz oder Schwarzwasser finden lassen. Daher gehe ich davon aus, dass sie - wie auch meine direkten Vorfahren - nach preußisch Schlesien ins Deutsche Reich umsiedelten. Der Verkaufpreis des Hauses bzw. des großen Ackerlandes dürfte ihr Startkapital zur Auswanderung gewesen sein. Wahrscheinlich lebten sie zuvor ab 1887 auf dem Altenteil bei ihrem Sohn Josef FILPE in Großkrosse. Dort arbeitete dieser nämlich 1897 als Fleischergehilfe. 1897 kommt noch der Sohn des Josef FILPE , Johann Filpe, in Theresienfeld Nr.31, Kohlsdorf, Bezirk Freiwaldau zur Welt, doch bereits am 21.01.1900 kommt das nächste Kind des Josef FILPE , Josef Filpe (junior), schon in Korkwitz (ab 1936 Moeckendorf) im Landkreis Neisse in Oberschlesien im Deutschen Reich zur Welt (seit 1945 Korzękwice, Polen). Der neue Wohnort liegt nur rund 28 km nördlich von Großkrosse.


1892-95 bis 1897
Zwischen 1892 und 1895 verkaufte das Ehepaar Kluger dann das Haus an Johann und Karolina Gottwald (geborene Schölzig aus Dorf Jauernig), denn zur Hochzeit von Ferdinand Wolf und Anna Gottwald am 13.10.1896 (Vi V 13,S.76), wohnt Ferdinand Wolf noch in Jungferndorf Nr.81 und Anna Gottwald bereits in Jungferndorf Nr.84. Anna Maria Gottwald wurde am 08.09.1875 in Jungferndorf Nr. 6 geboren. Ihre Eltern, Johann und Karolina Gottwald (geborene Schölzig aus Dorf Jauernig) sind zu der Zeit Wirtschaftsbesitzer der Gastwirtschaft in Jungferndorf Nr.6. Als diese vermutlich den Gastwirtschaftsbetrieb zwischen 1892 und 1895 aufgaben, zogen sie um in das Haus Jungferndorf Nr.84, welches sie wahrscheinlich von Konrad und Sofie Kluger abkauften, die es zwischen 1887 und 1891 besaßen.


1897 bis 1935
Es folgt die Familie Wolf als Besitzer des Hauses Nr.84. Ferdinand Wolf ist bereits Steinunternehmer (wahrscheinlich mit eigenem Steinbruch). Folgende Kinder des Ehepaares Ferdinand und Anna Wolf (geborene Gottwald) kommen in Jungferndorf Nr. 84 zur Welt:


1935 bis 1945
Der jüngste Sohn von Ferdinand und Anna Wolf, Ferdinand Wolf jun. (geb.1910) wird dann der letzte deutsche Besitzer des Hauses Jungferndorf Nr.84 bis 1945. Er war Geschäftsführer des familiären Steinbruchunternehmens (Steinbruch Rösselberg). Er kehrte aus dem 2.Weltkrieg nicht zurück und gilt seit 01.04.1944 in Russland als vermisst (Ortschronik Jungferndorf,S.335, www.jungferndorf.de). In dem Gedenkbuch des Friedhofes Sologubowka hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge seinen Namen und die persönlichen Daten verzeichnet. 20 km nordöstlich von Tosno (eine russische Stadt in der Oblast Leningrad und ein südöstlicher Vorort von Sankt Petersburg) befindet sich im Ortsteil Lesje (Лезье) der Siedlung Sologubowka (Сологубовка) ein deutscher Soldatenfriedhof, die Kriegsgräberstätte Sologubowka (Lage: 59,6888° n.Br., 31,1198° ö.L.). Er wurde seit 1996 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge angelegt und bis 2010 wurden über 45.000 Gefallene aus verschiedenen russischen Grablageorten dorthin umgebettet. Die Namen der Gefallenen sind auf Granitstelen verzeichnet. Im Endausbau sollen dort über 80.000 Grabstätten angelegt werden und damit die weltweit größte deutsche Kriegsgräberstätte entstehen.
Kinder des Ferdinand Wolf und der Marta Wolf, geb. Henschel, die in Haus Nr. 84 geboren worden sind:
Da Ferdinand Wolf aus dem 2.Weltkrieg nicht zurückkehrte, dürfte seine Witwe Marta Wolf (geb.Henschel) 1945, zusammen mit ihrem damals neunjährigen Sohn Erhard, aus Jungferndorf vertrieben worden sein. Sie starb mit 85 Jahren 1994 in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Jahr zuvor starb ihr Sohn Erhard im Alter von nur 57 Jahren.



Ortsplan von Jungferndorf von 1945. Man sieht die „neue“ Lage vieler Gebäude gegenüber dem Katasterplan von 1836.